Wenn CARFAX Gewissheit bringt
- Vor Ort beim Händler tauchen die ersten Warnzeichen auf
- Nach dem Kauf werden weitere Mängel sichtbar
- Tim zieht die Reißleine, der Wagen muss weg
- Vor jedem Gebrauchtwagenkauf die Fahrzeughistorie checken!
Links: So kaufte Tim den Nissan 370Z. Rechts: So sah das Fahrzeug nach dem Unfall in den USA aus. Achte vor allem auf den Hinterreifen!*
*Fotos: Privat / AutoBidMaster
Stell dir vor, du sparst lange auf deinen Traumwagen, informierst dich in zahllosen Foren über Verfügbarkeiten, Eigenschaften, Schwachstellen und fragst sogar beim Hersteller nach – und dann erwischst du trotzdem ein Fahrzeug, das deinen Traum platzen lässt.
Genau das ist Tim passiert. Sportwagen japanischer Hersteller haben es ihm seit jeher besonders angetan und darunter vor allem der Nissan 370Z. Nach langer Recherche und diszipliniertem Sparen fand er im März 2020 schließlich auf einem großem deutschen Online-Automarktplatz das Auto seiner Träume: Einen weißen Nissan 370Z, Baujahr 2015, importiert aus den USA.
Auch hier ging Tim weiter gewissenhaft vor. Er checkte zuerst, ob das Profil des gewerblichen Gebrauchtwagenhändlers vertrauenserweckend ist und schaute sich zudem zahlreiche Online-Bewertungen zum Händler an. Der Tenor war durchweg positiv, die Kunden des Händlers schienen zufrieden zu sein. Der Händler selbst hatte sich auf keine bestimmten Marken fokussiert, sondern verkaufte Gebrauchtwagen verschiedener Hersteller.
Also rief Tim den Händler an und fragte, ob der Wagen noch verfügbar und für Europa umgebaut sei. Denn beim Nissan 370Z handelte es sich um ein aus den USA importiertes Fahrzeug und um auf europäischen Straßen fahren zu dürfen, müssen in der Regel einige Änderungen durchgeführt werden, zum Beispiel an den Blinkern oder auch an den Bremsanlagen. Der Händler versicherte Tim, dass alles in Ordnung mit dem Fahrzeug sei, auch TÜV-geprüft sei der 370Z. Immerhin: Im Inserat wies der Händler darauf hin, dass das Fahrzeug schon mal einen leichteren Unfall gehabt haben soll.
Jetzt unverbindlich prüfen, ob wir Informationen zu deinem Fahrzeug haben.
Vor Ort beim Händler tauchen die ersten Warnzeichen auf
Tim hatte ein gutes Gefühl und entschloss, sich das Fahrzeug in Natura anzusehen. Dafür fuhr er extra rund sechs Stunden von seinem Wohnort, östlich von Stuttgart, bis nach Gütersloh in Nordrhein-Westfalen, denn dort waren Händler und Fahrzeug zu Hause.
Vor Ort überzeugte der Nissan 370Z Tim. Bei der Probefahrt fielen Tim zwar leichte Geräusche auf, die er aber nicht als schlimm empfand, da er in Internetforen gelesen hatte, dass diese von der Kupplung stammen und häufig beim 370Z auftauchten.
Beim Prüfen der Spaltmaße fiel Tim dann ein hängender Schweller am Sportwagen auf. Darauf angesprochen entgegnete der Händler, dass der lose Schweller der leichte Unfallschaden aus dem Inserat sei und die Reparatur aber lediglich wenige Euro kosten würde. Weitere Informationen erhielt Tim nicht. Den Unfallschaden lies Tim später dann übrigens auf eigene Kosten reparieren. Aus „wenigen Euro“ wurden alleine für diese Korrektur allerdings rund 250 Euro.
Da der Händler auf Tim einen guten Eindruck machte, beschloss er noch bei seinem ersten Besuch in Gütersloh, das Auto zu erwerben. Er fuhr also wieder zurück nach Baden-Württemberg, um alle Formalitäten zu klären. Kurze Zeit später machte Tim sich erneut auf den Weg nach Gütersloh, um den Sportwagen abzuholen. Und bei der Schlüsselübergabe wurde es schon etwas merkwürdig. Der Händler übergab Tim tatsächlich nur einen Schlüssel, einen Ersatzschlüssel gebe es nicht. Darauf wies der Händler Tim erst nach dem Abschluss aller Formalitäten hin.
Nach dem Kauf werden weitere Mängel sichtbar
Auf dem Nachhauseweg fielen Tim nun weitere Mängel auf, die er bei der gemeinsamen Probefahrt mit dem Händler nicht bemerkt hat. So war das gesamte Multimediasystem inkl. Radio und Navigationssystem lahmgelegt, der Anlage konnte kein Ton entlockt werden. Außerdem fiel Tim auf der Fahrt und in den Tagen danach auf, dass sich das Fahrzeug nicht immer gleich starten ließ. Während dieser Mangel auf einen Wackelkontakt an der Batterie zurückzuführen und schnell zu beheben war, musste sich ein Fachmann die defekte Soundanlage ansehen. Das Urteil: Bei der Installation der Anlage wurde gepfuscht, die Anlage hatte keinen Strom und hätte laut dem Fachurteil so nicht einmal durch den TÜV kommen dürfen.
Tim nutzte das Auto bei seinen täglichen Fahrten zur Universität und musste schon bald zur Inspektion. Dort dann das Horrorurteil: Der Rahmen sei verzogen. Der bereits reparierte Schweller hielt nicht am Rahmen, da dieser zu stark verzogen sei. Ein weiterer Karosserieexperte bestätigte den verzogenen Rahmen zwar nicht, allerdings war der Schweller selbst verformt und deswegen nicht mehr fest mit dem Fahrzeug verbunden.
Tim gab sich mit diesen Aussagen nicht zufrieden und stieß bei seinen weiteren Recherchen dann auf CARFAX. Er erwarb die Fahrzeughistorie des 370Z und nun hatte er es schwarz auf weiß: Der Unfall, den das Auto in den USA hatte, war so stark, dass das Fahrzeug einen sogenannten „Salvage Title“ erhielt und als „Total Loss“ eingestuft wurde. Das bedeutet, dass die US-amerikanische Behörde das Fahrzeug als nicht mehr verkehrstauglich einschätzte und die Reparaturkosten einen wirtschaftlich sinnvollen Rahmen übersteigen.
Tim zieht die Reißleine, der Wagen muss weg
Das reichte Tim. Er beschloss, das Auto zurückzugeben und schickte eine Rücktrittserklärung an den Händler. Dieser meldete sich jedoch nicht innerhalb der von Tim gesetzten Frist, woraufhin Tim einen Anwalt einschaltete. Auch hier zeigte sich der Händler kaum gesprächsbereit, bot irgendwann an, nur einen Bruchteil des Kaufpreises zu erstatten. Tim ließ sich hierauf jedoch nicht ein, sodass ein Gerichtstermin angesetzt wurde. Drei Tage vor dem Prozessbeginn knickte der Händler schließlich ein: Tim erhielt den vollen Kaufpreis sowie alle Kosten, die er für Reparaturen hatte ausgeben müssen, zurück.
Kurz nach dem Tim den Wagen zurückgeben hatte, traute er seinen Augen kaum: Der Händler hatte das Fahrzeug trotz aller Schäden und der Vorgeschichte wieder online zum Verkauf angeboten, mit falscher Kilometerstandsangabe und ohne Angabe von Unfällen und Vorschäden.
Für Tim ist klar, dass er sich vorerst kein Importfahrzeug mehr zulegen möchte, zu schlecht waren seine Erfahrungen. Er ist aktuell wieder auf der Suche nach einem Fahrzeug und weiß nun, dass er sich vor dem Kauf ganz genau über den Lebenslauf des Autos informieren wird.
Denn leider geben viele Händler kaum Einblicke in die Vergangenheit eines Fahrzeuges. Daher empfiehlt es sich immer, einen kostenlosen Datenbankabgleich der FIN (Fahrgestellnummer) bei CARFAX zu machen. Hierbei kannst du vor dem Kauf einer Gebrauchtwagenhistorie sehen, ob CARFAX Informationen zum Fahrzeug vorliegen.
Vor jedem Gebrauchtwagenkauf die Fahrzeughistorie checken!
Das Beispiel dieses 2015er Nissan 370Z macht deutlich, wie wichtig es ist, die Historie eines Fahrzeuges vor dem Kauf genau zu studieren. Wurde ein Fahrzeug exzessiv genutzt, gab es Unfälle oder Tachomanipulationen, sollte vom Kauf zurückgetreten oder das Gespräch mit dem Händler gesucht werden, verbunden mit der Aufforderung, den Preis entsprechend der Historie zu senken.
Mit dem Periodensystem für deinen Gebrauchtwagenkauf haben wir dir alle Elemente des Gebrauchtwagenkaufes zusammengestellt. Dort lernst du, den richtigen Wagen auszusuchen, auf was du in der Fahrzeughistorie achten solltest und welche Fragen du dir und dem Verkäufer vor Ort stellen solltest!
damit du beim Gebrauchtwagenkauf an alles denkst